Mittwoch, 29. Juni 2011

Auf der Hauptpiste am Khargas Nur entlang


Mi. 29.6. Über Sand und Wellblech an den Хяргас нуур (Khargas Nur)
Das schöne Rollerlebnis von gestern Abend gibt es heute nur kurz. Schon bald ist die Ebene und der schon gestern erwartete Sand und das Wellblech erreicht. Dina liegt heute die Strasse gar nicht. Mürrisch kämpft sie sich vorwärts, während die ganze Zeit das Zwischenziel Наранбулаг (Naran Bulag) schon vor Augen ist, aber nicht näher kommen will. Geduld ist heute nicht Dinas Stärke.
Im Sand Stossen ist nichts für den Morgenplausch
Ankommen tun wir trotzdem. Das Dorf ist eine Überraschung, es ist nicht nur wesentlich grösser als wir es gestern Abend aus der Ferne mit dem Feldstecher eingeschätzt haben, sondern erstaunlich gepflegt. Es gibt sogar einen Park und die Hauptstrasse zieren Skulpturen. Das Brunnenhaus ist in Betrieb und so gibt es nach dem kurzen Woher-Wohin-Gespräch auch frisches Nass für uns. Die Auswahl in den Läden ist gut, es gibt auch Wurst und Milchprodukte. Die Leute sind angenehm, so hebt sich Dinas getrübte Stimmung wieder und Christian schlendert vergnügt von Laden zu Laden. 

Bedientes Brunnenhaus

Links Park, in der Mitte Kunst

Einer der vielen Läden - Aber dieser hatte geschlossen

Es geht weiter

Der jetzt im Sommer fast Menschenlehre Wohnhäuserbereich des Dorfes

Auf dem Weg zum See Хяргас нуур (Khargas Nuur) gibt’s sogar Rückenwind. So rollt es sich richtig gut. Die Temperatur steigt. Mittagessen gibt es mit erstem Seeblick. Schatten finden wir weit und breit keinen. Die Luft flimmert und der See leuchtet hellblau. 

Einsames WC - kurz ausserhalb des Dorfes
Fast soviel gesehen wie fahrende LKWs

LKW und Wolkenspiel
Mit dem See wird leider die Strasse schlechter. Wellblech, ab und an sandig und mit dem Russischen Kurhotel wieder ein Ziel das man nicht zu erreichen scheint. Dinas mürrische Stimmung ist wieder da, sie fühlt sich müde und hat ganz und gar keine Lust zum Fahrradfahren, armer Christian. Kurz vor dem Kurhaus hat es richtig schönen Strand, das warme Wetter würde zum Baden einladen, da der See aber salzig ist, lassen wir es bleiben, da wir nicht sicher sind wo wir uns das nächste Mal waschen können. (Wäre kein Problem gewesen, etwa 1 km hinter dem Kurhaus gibt es einen kleinen Bach der Wasser führte). Gleich vor dem Kurhaus ist die Quelle, welche auf unserer alten Russenkarte als gut eingezeichnet ist. Das Wasser muss verdient und leicht am Hang erhöht geholt werden. Dies übernimmt Christian, während ich im Schatten des kleinen Shops mich erholen darf. Die Leute sind nett, bitten mich ins Haus zum Tee und Kekse. Das lauwarme, leicht salzige Gebräu tut gut und weckt wieder meine positiven Geister. Es ist das erste Mal, dass ich den typischen Mongolischen Tee trinke. Und so war mein erster Gedanken bei dem leicht salzigen Geschmack, sie bereiten den Tee mit Seewasser zu. Leider ist mangels meiner Mongolischkenntnisse nicht wirklich eine Konversation möglich, dies ist wirklich schade, wir werden es noch viele Male bedauern der Sprache nicht mächtig zu sein. Christian kommt vom Wasserholen zurück und die Hausbewohner stehen mit Freude bereit für ein Familienfoto. Das Kurhotel oder Ferienressort kommt einem komisch vor, klar der Standort ist schön, der salzige See und die karge Gegend geben ein Meergefühl. Was war wohl das ursprüngliche Zielpublikum? Zentral gelegen ist es nicht, die Anlage ist in die Jahre gekommen, sieht aber noch unterhalten aus. Gäste sind keine zu sehen. Wir fahren weiter ohne es noch genauer zu inspizieren. Unweit des Hotels als die Strasse wieder vom See weg führt gibt es ein kleines Bächlein, das von einer Quelle weiter oben gespeist wird. Das Wasser ist zwar nicht ganz so klar wie das gefasste Quellwasser, da Geschwemmsel enthalten ist, aber zum Waschen taugt es alle mal. Wären nicht schon zwei LKW Besatzungen dran gewesen, hätten wir womöglich den Waschgedanken nicht gehabt, da wir gerade Wasser gefasst haben.

Grosse Herde im wenigen Grün

Endlich scheint das Kurhaus näher zu kommen

Quelle oberhalb des Ladens

Die nette Familie vom Laden beim Kurhaus

Der Hotelkomplex

Bach kurz nach Kurhaus
Als die Strasse wieder näher zum See führt sehen wir eine Pferdeherde, somit müsste es hier Süsswasser geben. Quellen sind in unserer Russenkarte erst später wieder eingezeichnet. Aber es muss auch hier eine geben, denn der kleine Teich der unterhalb unseres Zeltplatzes zum See hin ist, hat gutes Süsswasser. Den Inspizierungsgang schaffte ich (Dina) noch, danach bin ich plötzlich wieder einfach nur müde und fix und fertig, mit Hitze und Wellblech geht Dina nur all zu schnell kaputt. Danke Christian für das Waschen auch meiner Hose.
Wirds wohl wieder grün?

Die Schatten werden lang und das Licht schön

Pferdeherde kurz vor unserem Schlafplatz
Süsswasser Quellen am See - nahe Grün wird unser Schlafplatz

Montag, 27. Juni 2011

Durch das mongolische Hinterland nach Naranbulag

27.6. Über Ховд (Khovd) vorbei am Шаазгай нуур (Shaazgai Nur) bis kurz vor Омноговъ (Omnogov)
Es regnete leicht über die Nacht. Das ist Glück für uns, so ist der Sand leichter fahrbar und wir kommen schneller über den wirklich kleinen Pass und gelangen wieder zum Fluss. Entlang des Flusses ist es richtig grün mit Büschen und kleinen Bäumen. 
Zum Glück nicht allzu sandig

Der Khovd Gol
Vor Хобд (Khovd) überholen uns immer wieder Motorradfahrer mit ihren hinten drauf sitzenden Frauen. Es geht für sie, wie für uns, zum Einkaufen nach Хобд. Das Angebot dort ist gut, einzig Gemüse und Früchte sind wie überall auf dem Lande Mangelware. Aber das wusste Dina ja schon im Voraus und somit war es sogar für sie O.k. Als wir nach Wasser fragen werden wir von zwei Personen unabhängig auf den Fluss verwiesen. Kann es sein, dass es hier keinen Brunnen gibt? Beim Hinausfahren aus dem Dorf sehen wir ein Mädchen mit Kanister und dann auch das Brunnenhaus mit wunderbar klarem Wasser. Wollten die gefragten Personen vorne im Dorf uns hochnehmen oder nehmen sie dort wirklich trotz schönem Brunnen das Wasser aus dem Fluss? Eigentlich alle Häuser sind umzäunt, am Ende des Dorfes bekommt ein Daheim eine ganz besondere Umrandung, eine Mauer aus hunderten von Wodkaflaschen. Eine wirklich sinnvolle Verwendung, denn die Flaschen sieht man überall am Strassenrand liegen, wenn auch sonst kein Müll zu sehen ist.

Dorfzentrum von Khovd I
Dorfzentrum von Khovd II
Der Verkehr nimmt laufend ab und der Weg führt uns ins grüne Tal vom Шувэр гол, dessen erfrischendes glasklares Wasser es zu durchwaten gilt. Und welchen wir auch gleich für Wäsche nutzen. Für mich einer der schönsten Bäche in der Mongolei, an welchen ich mich ab und an später im Land zurücksehnen werde. Die Strasse führt zuerst durch die ausgedehnte Auenlandschaft, plötzlich kommt uns ein Jeep entgegen. Ah, Touristen denken wir (Dina hat mal irgendwo über die Mongolei gelesen, dass man sich im Sommer noch so abgelegen fühlen kann und dann sicher ein Touristenjeep vorbei komme). Nein, es sind UN-Angestellte von Ulan Batar. Wie wir von ihnen erfahren wird Ulan Batar kurz UB genannt. Ein kurzes interessantes Gespräch ergibt sich, bis der zweite Teil ihrer Gruppe dazukommt und sie zusammen weiter fahren.
Wohl an Bachquerungen gewohnt
Erfrischend zum durch waten und waschen
Einsamer Baum




Pass vor dem Shaazgai Nur
Beim Hochfahren zum Übergang zum Шаазгай нуур fühlen wir die kräftige Sommersonne. Die Strasse wird mit mehr Steigung weniger sandig und Dina schätzt es plötzlich hochzufahren. Rasant geht es auf der anderen Seite runter zum See, der ruhig im Tal liegt. Am Ende des Sees Richtung nächstem Pass sind weisse Ger-Punkte zu sehen. Wir haben von den UN Mitarbeitern gelernt, dass sie diese nicht Jurte nennen. Für uns werden es aber meist Jurten bleiben und wenn ich mich recht erinnere hörten wir auch immer mal wieder von den Einheimischen das Wort "Jurt".
Schwarze Wolken ziehen auf. Eigentlich geht die Strasse hoch um steiles Ufergelände zu umfahren. Christian meint unten durch gehe sehr wohl auch. Alte Meilensteine wenig später geben ihm recht, und mit ab und an Schieben können wir die Höhenmeter vermeiden. Von einer Herde der Jurten kommt ein Hirtenjunge angesprengt. Ein schönes Bild, das es für uns immer wieder geben wird. Eine kurze meist fast wortlose Begegnung, ein gegenseitiges Betrachten.
Wir haben Glück, die schwarzen Wolken bringen für uns nur leichten Nebel. Bei den Jurten gibt es eine grosse Kamelherde zu bewundern. Wir scheinen auch für sie interessant zu sein, wieder gegenseitiges Betrachten. 

Christian geniest den Blick auf den Shaazgai Nur
Die Geissen
Der Hirte
Kamelherde
Die Strassenführung auf der anderen Seite des Passes ist nicht ganz klar. Zu viele Spuren führen den Hang hinunter. Wir entscheiden uns für eine und korrigieren dann Querfeldein gemäss GPS, und landen prompt wieder auf einer guten, aber wohl nicht mehr benutzten Strasse. Als schon das Zelt aufgestellt ist, taucht ein Lastwagen mit Anhänger auf, der ein wenig weiter oben durchfährt, wo es wohl auch noch eine Strasse gibt. Für uns noch ein ungewohntes Bild, sind die Strassen doch nicht mehr als ausgefahrene Tracks, weniger gemachter Weg als ein Schweizer Feldweg.
Viele Wege führen in die Ebene
Das Haus steht
Eindrückliche Abendstimmung
28.6. Regen in Омноговъ (Omnogov) und unendlich lange Abfahrt bis vor Наранбулаг (Naranbulag)

Der Morgen sieht schon beim Aufstehen eher trüb aus. Doch wir schaffen es noch vor dem Regen in die nächste Ortschaft. Омноговъ (Omnogov) ist grösser als erwartet. Und wohl dank gutem Grundwasser gibt es bewässerte Gärten mit Bäumen und ein Brunnenhaus mit fest sprudelndem Ausfluss. Ein Junge versucht sein Englisch an uns und erzählt allen sonst noch an uns interessierten stolz wie wir heissen und woher wir kommen. Der einsetzende Regen vertreibt unsere paar Zuschauer. Als die letzten Einkäufe gemacht sind suchen auch wir schnell einen trockenen Platz und finden ihn in einem Vorraum zu einer Art von Billiardcenter zu welchem wir gewunken werden. Der Regen ist anhaltender als zuerst gedacht. 

Es sieht nach Regen aus
Gewesene Siedlung nahe unseres Schlafplatzes
Der grösste Teil unserer heutigen Etappe ist flach
Brunnenhaus in Omnogov

Nach fast einer Stunde werden wir dem Warten überdrüssig, und da der Regen nun leicht nachzulassen scheint beschliessen wir weiter zu fahren. Der Beschluss war richtig, denn wir fahren immer weiter aus der Regenzone heraus. Der Regen hat auch sein Gutes, so ist die leicht sandige Piste ganz passabel fahrbar. Kurz vor Олгий (Ölgi- das unbekanntere Ölgi) gibt es Mittagessen. Nach dem Essen gesellt sich die Mannschaft eines in die Gegenrichtung fahrenden Lastwagen zu uns. Woher, wohin und gegenseitige Fotosession. Ihre Handys sind moderner als die unsrigen zu hause.

Ger am Ölgii Nuur

Die LKW Crew - getroffen vor Ölgii
In Олгий (Ölgii) geht es zum Tanken für unseren Herd. Eine sehr nette Überraschung, die junge Frau, die uns bedient spricht sehr gut Englisch und geniest es zu praktizieren. Sie studiert in UB und verbringt gerade ihre Ferien bei der Familie. Schnell ist ein Teil von ihr um uns versammelt und will dies und das wissen. Sie übersetzt. Ihre Mutter hat uns scheinbar schon bei unserer Pause am Strassenrand sitzen gesehen. Sie war in der vorbeifahrenden weissen Limousine (sieht man hier öfters, passen aber irgendwie so gar nicht zur Landschaft und den Strassen). Wir diskutieren noch über den Weiterweg, die Einladung zum Tee schlagen wir dankend aus, da wir heute durch die Regenpause noch nicht so wirklich zum Radfahren kamen.
Die nette Tankstellenbesitzerfamilie von Ölgii
Hinter dem Dorf geht es hoch zum Übergang nach Наранбулаг (Naranbulag). Kurz nach dem Dorf scheint hier auch der Dorftreffpunkt zu sein. Motorräder, Pferde und junge Männer stehen oder sitzen in Gruppen zusammen. Und eine schöne Sammlung an leeren Wodkaflaschen gibt’s im Umfeld auch. Stetig geht es bergan, Höhe lässt sich gut gewinnen. Einzig mit den zum Teil losen Steinen hat Dina Mühe und macht mal wieder einen ihrer beliebten „Klick-Absteiger“ aus dem fast Stehen in den Strassengraben. Wir sind schon gespannt wie die Strasse auf der anderen Seite sich präsentieren wird. Sand?
Vorerst nicht. Die Aussicht ins Tal ist wunderschön. Leicht gewellt geht’s ins Tal runter. Im oberen Teil stehen vereinzelt Gers. Die Stromleitung weist den Weg. Es ist wirklich entspannend zu fahren, leichter Rückenwind, meist schwache Neigung und nur selten kleine Sandstellen und kein Wellblech. Je weiter wir fahren, desto weniger befahren ist die Strasse, da keine Gers mehr kommen, diese sind wohl eher bei der Gebirgskette, wo mehr Wasser zu finden ist. Bevor die Aussicht ins Tal zu Ende ist, wird das Zelt aufgestellt. Auf dem nahen steinigen Hügel sind alte Steingemäuer zu sehen, es muss wohl hier zu gewissen Jahreszeiten Wasser oder zumindest mehr Grün geben. Heute wird das Essen versuchsweise mit einheimischen Kräutern ergänzt. Dina hatte voller Freude Schnittlauch gesammelt. Christians Begeisterung hält sich in Grenzen beim Essen. Der Tag klingt wieder mal mit schönster Abendstimmung aus.
Wiedermal schöne Farbschraffierungen

Es geht meist leicht abwärts












Es blüht





















Die Stromleitung weist den Weg

Es gibt Tee






Sonntag, 26. Juni 2011

Erste Mongolei-Eindrücke, positive wie negative

Sa. 25.6. In die Mongolei
Übernachtungsplatz vor der Grenze zur Mongolei
Zwei fahren zur Grenze
Es geht früh los, wir möchten möglichst noch vor der Öffnung an der Grenze sein, um LKWs fragen zu können für die Überfahrt. Christian versucht sein Glück schon während der Hinfahrt. Und siehe da, schon der zweite nimmt uns mit. Es ist ein Kleinlaster ähnlich dem, der uns das letzte Mal mitnahm. Vorne eher Auto, hinten Ladefläche, diesmal mit Plane, interessant ist, dass der Motor bis in den Fahrerraum reicht, so dass man eigentlich vom Fahrersitz daran rumhantieren kann. Wahrscheinlich hat das aber im Winter Vorteile. Vorne ist schon alles voll, scheint ein Familienausflug nach Ölgi zu sein. Wir dürfen hinten rein samt unseren Fahrrädern. Im Nu sind wir, natürlich viel zu früh, an der Grenze, die doch erst um 9 Uhr öffnet. Die Holländer, letzte Verbliebene von einer Mongol Rally, sind auch hier. Leider erfahren wir erst spät, dass wir noch zur Migration müssen, die ist wie könnte es anders sein nicht direkt an der Grenze, sondern ca. 500 m entfernt. Also rennen wir hin, offen hat sie noch nicht, obwohl sie sollte, der Diensthabende hat wohl verschlafen, kommt dann doch mit dem Auto angebraust. Von unserer Mitfahrgelegenheit werden wir auch schon vermisst, denn vorne an der Grenze scheint nun Bewegung reinzukommen. Zurückrennen wäre aber nicht notwendig gewesen, da es trotz Bewegung noch nicht extrem schnell vorwärts ging. Leider streikte dann auch noch der Computer, der Dame, die die Ausweiskontrolle vornehmen sollte. Aber als er wieder funktionierte, gings gut voran. Interessant war, dass alle Passagiere ihr Gepäck durchleuchten lassen mussten. Unsere Fahrräder mit Packtaschen interessierten sie aber trotz Nachfragen nicht. Schlussendlich sind wir nicht die einzigen Fahrgäste auf der Ladefläche. Uns begleitet ein Lastwagenfahrer, dessen Lastwagen kurz vor der Mongolischen Grenze eine Panne erlitt. Sollte man wohl den Grenzübertritt auch für Lastwagen verbieten?
Zurück zum Lastwagen im Niemandsland
Wir steigen vor der Mongolischen Grenzkontrolle aus. Die Grenzer sind ganz klar auf Geld aus. Schon der am ersten Kontrollpunkt will was für den Grenzübertritt des Fahrrades. Das Migrationspapier wird unter Horrorattacken von beisenden, kleinen Fliegen ausgefüllt – schöner Empfang. Die nächste Stelle will zwar keine komische Sondergebühr, aber uns Geld wechseln, dass heute Samstag die Bank im Örtchen zu hat könnte sein, und da viele drum rumstehen wechseln wir 100 Dollar. Kurs wäre in der Bank wesentlich besser gewesen, denn die hat dennoch offen, oder besser gesagt öffnet, als Christian in der kleinen Grenzortschaft nach ihr fragt. Der Migrationsmann ist dann der Hartnäckigste, für Geld will er das Formular ausfüllen, das es nur auf Russisch und Mongolisch gibt. Nein, wir wollen selber ausfüllen, er ist nicht erfreut und will danach dennoch eine Gebühr, wir eine Quittung. Nun wird er vollends wütend und Packt unsere Pässe ein. Christian will hart bleiben, ich habe weniger Durchhaltewille. Schlussendlich zahlen wir halt eine kleine „Gebühr“, aber deutlich niedriger als zuerst verlangt. Die Grenze macht das Land unsympathisch, da hilft auch die immer nett lächelnde Englisch sprechende Grenzbeamtin nicht, die eine gute Reise wünscht. Der Grenzort trägt nicht zur Verbesserung des ersten Eindruckes bei, ein paar steinige Hütten, fast jede ist mit Hotel, Magazin, Bank u.s.w. angeschrieben, aber wirklich Geld scheint dem Ort der Grenzverkehr nicht zu bringen, eines der erbärmlichst aussehenden Dörfer die wir sehen werden. Die Kinder fragen nach Essen. Hm, hätten wir doch besser unseren ganzen Urlaub in Sibirien verbracht, wie mal angedacht?
Wir fahren ein kurzes Stück weg von den Horrorfliegen und erholen uns am Strassenrand bei Smetana und Aprikosenkonfiture vom vermeintlichen „Kulturschocks“ des Grenzübertrittes. So sieht die Welt doch gleich wieder anders aus. Der noch funktionierende Jeep der Holländer der Mongol Rally hält, für sie hatte es wesentlich länger gedauert und der Lastwagen, der den defekten alten Jaguar transportiert ist noch lange nicht durch, der Papierkram scheint da komplexer zu sein. So ist für sie warten angesagt. Wir sehen sie nicht mehr bis ihre Strasse nach Ölgi abbiegt und in die Ortschaft Цагааннуур fahren.

Kurz nach dem Grenzort
Mongol Rally
Mitten im Dorf gibt es ein kleiner Laden, Wasser haben sie aber nicht. Hilfe kommt von einem nahe wohnenden Dorfbewohner, wir dürfen unsere Wasservorräte von seinen füllen. Denn ein Brunnen direkt im Dorf gibt es scheinbar nicht. Der Mann und seine Töchtern sind nett. Er spricht sogar ein wenig Russisch und so erkundigt sich Christian nach unserem weiter geplanten Weg. Aber gross Auskunft geben kann er nicht, obwohl er ein Auto besitzt, scheint er nicht weit rumzukommen. Interessant ist wie er das Wasser besser geniessbar macht, er hat dazu einen speziellen Stein, über welchen er das Wasser laufen lässt. Dies scheint gemäss ihm super zu funktionieren. Wir bleiben konservativ bei der Chlor/Silber Kombi.
Der Weg aus dem Dorf ist nicht einfach zu finden. Wir fragen immer wieder. Als wir schon fast draussen sind und hinter einer Kamelkarawane nachschauen, stellt sich ein Mann auf die Strasse und deutet uns an, dass die Strasse gesperrt ist. Wir sollen doch zu ihm Tee trinken kommen. Dina ist verunsichert, aber Christian glaubt ihm nicht, denn sonst hätte sicher schon jemand zuvor dies auch gewusst. Der Mann und seine Kinder scheinen in erbärmlichsten Verhältnissen zu wohnen, die Kinder sind zerzaust. So fahren wir weiter.
Ein schöner Zeltplatz findet sich auf grüner Wiese mit Bächlein. Etwas mehr als einen Kilometer entfernt steht eine Jurte. Es scheint noch mehr zu geben, grosse Herden ziehen auf der „Hauptstrasse“ auf der gegenüberliegenden Seite des Tales vorbei. Ein etwa achtjähriger Hirtenjunge kommt uns besuchen. Wir sind gerade beim essen, um nicht unhöflich zu sein bietet Dina ihm auch an. Eine Nudel wird probiert, das Gesicht verzogen und der Behälter schnell wieder zurückgestellt, scheint ihm ganz und gar nicht zu schmecken. Er geht zurück zu seiner Herde und kommt uns später nochmals mit zwei anderen Jungs und einem Pony besuchen. Sie schauen uns einfach interessiert zu, wie wir unser Zelt einräumen, während das Pony grast. Auf der Hauptstrasse fahren vier Jeeps vorbei, schön im gleichen Abstand, wohl auch Touristen, sie kommen nicht wieder zurück, die Strasse scheint offen zu sein. Da wir es schade fanden mit den Hirtejungs nicht mal zu rudimentären Kommunikation fähig zu sein, vertiefen wir uns noch in unseren Mongolischsprachführer und schreiben wichtige Wörter raus. 
Zudem muss noch der Wasserfilter repariert werden, da wir ihn ja hier sicher dringend brauchen können. Indem ich per Mund Gegendruck aufgebaut hatte konnten wir sehen, wo die Luft raus kommt. Es ist am unteren Ende der Filterkerze, zwischen Metall und dem porösen Ton. Zum Glück, denn ein Riss im Ton wäre wohl nicht zu reparieren gewesen. So versuche ich mit Zweikomponentenepoxy einfach das untere Ende einmal im Kreis abzukleben. Der Kleber müsste zwar 24 h härten und würde verlaufen, aber mit ein bisschen erhitzen soll er in wenigen Minuten hart sein und zudem noch fester. Dafür sorgt der Benzinkocher, über dem die Filterkerze nun gehalten wird. Und in der Tat klappt die Reparatur, der Drucktest zeigt zumindest keine grossen Undichtigkeiten. Am nächsten Tag beim Pumpen wäre mir ein etwas leichtgängigeres Filtern aber lieber. Aber eigentlich schreibt der Hersteller in so einem Fall natürlich den Austausch der Filterpatrone vor. Das geht wohl in Europa, wo man den Filter nicht braucht, hier sind wir aber doch darauf angewiesen, wie wir bald sehen.
Wo Wasser ist wirds Grün
Sicht von unserem Zeltplatz

Die Nachbarsjungs kommen uns besuchen
Traumplatz zum Zelten













So. 26.6. Über abwechslungsreiche Pisten zum Ачит нуур
Auf nicht sehr ausgefahrener Piste geht es hoch zum Дешийн дабаа. Doch die Strasse ist eigentlich gut fahrbar, da meist nicht allzu steil. 
Spiegelglatter See im Hintergrund
Als die Höhe gewonnen ist, geht es über leichte Hügel. Immer wieder sind grüne Flecken in der sonst eher kahlen Landschaft zu sehen. Meist ist dort auch irgend ein halb zerfallenes Gemäuer auszumachen, bewohnt scheinen sie zur Zeit nicht zu sein. Einsam die Gegend, da doch ein alter Hirte mit seiner Ziegen und Schafherde. Ja, wir sind auf dem richtigen Weg. Dann folgen schöne Blumenwiesen. Hinter dem nächsten Hügelzug weiden Kühe. Nun geht’s an zwei Jurten mit struppigen Yaks vorbei. Wir scheinen die Attraktion des Tages zu sein. Mühsam kommt uns das schon alte Familienoberhaupt auf einem Stecken gestützt entgegen gehumpelt um zu Grüssen. Die bellenden Wachhunde müssen zurückgehalten werden. Auto haben wir noch keines gesehen.
Da wartet man doch gerne

Abertausende von kleinen Blumen

Blick in die Ebene
Zwei einsame Pferde
Die Landschaft wird steiniger, es geht runter Richtung Ачит нуур. Mittagessen gibt’s im eher dürftigen Schatten eines Busches. Die Strasse führt zum Teil im ausgetrockneten Bachbett. Dort wo wir es von der Trockenheit her eher nicht erwarten steht ein Brunnen mit Tränke. Und dann öffnet sich der Blick auf den leuchtend blauen See. 
Ein Brunnen, doch zur Zeit führt er kein Wasser
Wir beschliessen nicht gleich runter zur Hauptpiste zu fahren, da es dort gemäss Berichten sandig sei, und versuchen unser Glück auf einer Nebenpiste weiter oberhalb des Sees. Vom Sand werden wir so zwar auch nicht ganz verschont, aber die Strecke ist interessant und abwechslungsreich zu fahren. Besonders schön ist ein Teilstück auf roter Erde mit beständigen Wellen, die einem das Gefühl geben auf einer extra gefertigten Bikepiste zu sein. Christian möchte eigentlich nicht über die Brücke beim Ausfluss des Sees fahren, sondern eine Fuhrt nehmen, die direkt über den Fluss führen soll. Doch der Abzweig lässt sich nicht finden. Wird sie wohl gar nicht mehr befahren? Der Sand holt uns nun wirklich ein, zum Glück geht es runter und er ist dadurch meist knapp fahrbar.
Die vielen Jurten, die am Rand des Sees stehen, erinnern eher an ein Dorf und Herden sieht man im Verhältnis eher wenige.
Blau leuchtend im Hintergrund der Ачит нуур

In der Gegend selten - Verkehrszeichen
Kaum auf der Hauptstrasse, passieren uns zwei Lastwagen, ob wir mit wollen, fragen sie, wir verneinen und sie finden bei den Jurten andere Mitfahrer. Das Wetter ist trüb geworden und der See ist somit mit seinen wenigen toten Fischen am Ufer zu wenig verlockend für ein Bad. Als Trinkwasser taugt er uns auch eher nicht und wir beschliessen es am Ausfluss bei der Brücke zu versuchen. Aber auch dort ist das Wasser eher trüb. Christian entscheidet sich zu filtern (Zum Glück haben wir den am Vorabend geflickt). Ich warte umringt von mehreren Personen auf der Brücke die hier Treffpunkt zu sein scheint. Unsere Fahrräder werden bewundert, obwohl sie schön glänzende Motorräder haben. Es beginnt zu Tröpfeln, die Leute suchen Schutz unter der Brücke und entdecken dort Christian beim Wasser filtern. Scheint noch unterhaltsamer zu sein als unsere Fahrräder, und so wird ab sofort Christian umlagert. Da schon das Filtern an sich mühsam ist, gibt er es schnell auf und wir fahren nur mit dem nötigsten Wasser noch ein wenig weg von den Jurten um zu übernachten. Die Strasse ist immer noch sandig, aber meist fahrbar. Als wir unser Zelt aufstellen fährt gerade ein Minibus mit Mongolischen Touristen vor. Einer spricht Englisch. Nach dem sie sich mehrmals versichert hatten, dass bei uns alles in Ordnung ist fahren sie weiter.
Feierabend für uns und die Räder