Montag, 27. Juni 2011

Durch das mongolische Hinterland nach Naranbulag

27.6. Über Ховд (Khovd) vorbei am Шаазгай нуур (Shaazgai Nur) bis kurz vor Омноговъ (Omnogov)
Es regnete leicht über die Nacht. Das ist Glück für uns, so ist der Sand leichter fahrbar und wir kommen schneller über den wirklich kleinen Pass und gelangen wieder zum Fluss. Entlang des Flusses ist es richtig grün mit Büschen und kleinen Bäumen. 
Zum Glück nicht allzu sandig

Der Khovd Gol
Vor Хобд (Khovd) überholen uns immer wieder Motorradfahrer mit ihren hinten drauf sitzenden Frauen. Es geht für sie, wie für uns, zum Einkaufen nach Хобд. Das Angebot dort ist gut, einzig Gemüse und Früchte sind wie überall auf dem Lande Mangelware. Aber das wusste Dina ja schon im Voraus und somit war es sogar für sie O.k. Als wir nach Wasser fragen werden wir von zwei Personen unabhängig auf den Fluss verwiesen. Kann es sein, dass es hier keinen Brunnen gibt? Beim Hinausfahren aus dem Dorf sehen wir ein Mädchen mit Kanister und dann auch das Brunnenhaus mit wunderbar klarem Wasser. Wollten die gefragten Personen vorne im Dorf uns hochnehmen oder nehmen sie dort wirklich trotz schönem Brunnen das Wasser aus dem Fluss? Eigentlich alle Häuser sind umzäunt, am Ende des Dorfes bekommt ein Daheim eine ganz besondere Umrandung, eine Mauer aus hunderten von Wodkaflaschen. Eine wirklich sinnvolle Verwendung, denn die Flaschen sieht man überall am Strassenrand liegen, wenn auch sonst kein Müll zu sehen ist.

Dorfzentrum von Khovd I
Dorfzentrum von Khovd II
Der Verkehr nimmt laufend ab und der Weg führt uns ins grüne Tal vom Шувэр гол, dessen erfrischendes glasklares Wasser es zu durchwaten gilt. Und welchen wir auch gleich für Wäsche nutzen. Für mich einer der schönsten Bäche in der Mongolei, an welchen ich mich ab und an später im Land zurücksehnen werde. Die Strasse führt zuerst durch die ausgedehnte Auenlandschaft, plötzlich kommt uns ein Jeep entgegen. Ah, Touristen denken wir (Dina hat mal irgendwo über die Mongolei gelesen, dass man sich im Sommer noch so abgelegen fühlen kann und dann sicher ein Touristenjeep vorbei komme). Nein, es sind UN-Angestellte von Ulan Batar. Wie wir von ihnen erfahren wird Ulan Batar kurz UB genannt. Ein kurzes interessantes Gespräch ergibt sich, bis der zweite Teil ihrer Gruppe dazukommt und sie zusammen weiter fahren.
Wohl an Bachquerungen gewohnt
Erfrischend zum durch waten und waschen
Einsamer Baum




Pass vor dem Shaazgai Nur
Beim Hochfahren zum Übergang zum Шаазгай нуур fühlen wir die kräftige Sommersonne. Die Strasse wird mit mehr Steigung weniger sandig und Dina schätzt es plötzlich hochzufahren. Rasant geht es auf der anderen Seite runter zum See, der ruhig im Tal liegt. Am Ende des Sees Richtung nächstem Pass sind weisse Ger-Punkte zu sehen. Wir haben von den UN Mitarbeitern gelernt, dass sie diese nicht Jurte nennen. Für uns werden es aber meist Jurten bleiben und wenn ich mich recht erinnere hörten wir auch immer mal wieder von den Einheimischen das Wort "Jurt".
Schwarze Wolken ziehen auf. Eigentlich geht die Strasse hoch um steiles Ufergelände zu umfahren. Christian meint unten durch gehe sehr wohl auch. Alte Meilensteine wenig später geben ihm recht, und mit ab und an Schieben können wir die Höhenmeter vermeiden. Von einer Herde der Jurten kommt ein Hirtenjunge angesprengt. Ein schönes Bild, das es für uns immer wieder geben wird. Eine kurze meist fast wortlose Begegnung, ein gegenseitiges Betrachten.
Wir haben Glück, die schwarzen Wolken bringen für uns nur leichten Nebel. Bei den Jurten gibt es eine grosse Kamelherde zu bewundern. Wir scheinen auch für sie interessant zu sein, wieder gegenseitiges Betrachten. 

Christian geniest den Blick auf den Shaazgai Nur
Die Geissen
Der Hirte
Kamelherde
Die Strassenführung auf der anderen Seite des Passes ist nicht ganz klar. Zu viele Spuren führen den Hang hinunter. Wir entscheiden uns für eine und korrigieren dann Querfeldein gemäss GPS, und landen prompt wieder auf einer guten, aber wohl nicht mehr benutzten Strasse. Als schon das Zelt aufgestellt ist, taucht ein Lastwagen mit Anhänger auf, der ein wenig weiter oben durchfährt, wo es wohl auch noch eine Strasse gibt. Für uns noch ein ungewohntes Bild, sind die Strassen doch nicht mehr als ausgefahrene Tracks, weniger gemachter Weg als ein Schweizer Feldweg.
Viele Wege führen in die Ebene
Das Haus steht
Eindrückliche Abendstimmung
28.6. Regen in Омноговъ (Omnogov) und unendlich lange Abfahrt bis vor Наранбулаг (Naranbulag)

Der Morgen sieht schon beim Aufstehen eher trüb aus. Doch wir schaffen es noch vor dem Regen in die nächste Ortschaft. Омноговъ (Omnogov) ist grösser als erwartet. Und wohl dank gutem Grundwasser gibt es bewässerte Gärten mit Bäumen und ein Brunnenhaus mit fest sprudelndem Ausfluss. Ein Junge versucht sein Englisch an uns und erzählt allen sonst noch an uns interessierten stolz wie wir heissen und woher wir kommen. Der einsetzende Regen vertreibt unsere paar Zuschauer. Als die letzten Einkäufe gemacht sind suchen auch wir schnell einen trockenen Platz und finden ihn in einem Vorraum zu einer Art von Billiardcenter zu welchem wir gewunken werden. Der Regen ist anhaltender als zuerst gedacht. 

Es sieht nach Regen aus
Gewesene Siedlung nahe unseres Schlafplatzes
Der grösste Teil unserer heutigen Etappe ist flach
Brunnenhaus in Omnogov

Nach fast einer Stunde werden wir dem Warten überdrüssig, und da der Regen nun leicht nachzulassen scheint beschliessen wir weiter zu fahren. Der Beschluss war richtig, denn wir fahren immer weiter aus der Regenzone heraus. Der Regen hat auch sein Gutes, so ist die leicht sandige Piste ganz passabel fahrbar. Kurz vor Олгий (Ölgi- das unbekanntere Ölgi) gibt es Mittagessen. Nach dem Essen gesellt sich die Mannschaft eines in die Gegenrichtung fahrenden Lastwagen zu uns. Woher, wohin und gegenseitige Fotosession. Ihre Handys sind moderner als die unsrigen zu hause.

Ger am Ölgii Nuur

Die LKW Crew - getroffen vor Ölgii
In Олгий (Ölgii) geht es zum Tanken für unseren Herd. Eine sehr nette Überraschung, die junge Frau, die uns bedient spricht sehr gut Englisch und geniest es zu praktizieren. Sie studiert in UB und verbringt gerade ihre Ferien bei der Familie. Schnell ist ein Teil von ihr um uns versammelt und will dies und das wissen. Sie übersetzt. Ihre Mutter hat uns scheinbar schon bei unserer Pause am Strassenrand sitzen gesehen. Sie war in der vorbeifahrenden weissen Limousine (sieht man hier öfters, passen aber irgendwie so gar nicht zur Landschaft und den Strassen). Wir diskutieren noch über den Weiterweg, die Einladung zum Tee schlagen wir dankend aus, da wir heute durch die Regenpause noch nicht so wirklich zum Radfahren kamen.
Die nette Tankstellenbesitzerfamilie von Ölgii
Hinter dem Dorf geht es hoch zum Übergang nach Наранбулаг (Naranbulag). Kurz nach dem Dorf scheint hier auch der Dorftreffpunkt zu sein. Motorräder, Pferde und junge Männer stehen oder sitzen in Gruppen zusammen. Und eine schöne Sammlung an leeren Wodkaflaschen gibt’s im Umfeld auch. Stetig geht es bergan, Höhe lässt sich gut gewinnen. Einzig mit den zum Teil losen Steinen hat Dina Mühe und macht mal wieder einen ihrer beliebten „Klick-Absteiger“ aus dem fast Stehen in den Strassengraben. Wir sind schon gespannt wie die Strasse auf der anderen Seite sich präsentieren wird. Sand?
Vorerst nicht. Die Aussicht ins Tal ist wunderschön. Leicht gewellt geht’s ins Tal runter. Im oberen Teil stehen vereinzelt Gers. Die Stromleitung weist den Weg. Es ist wirklich entspannend zu fahren, leichter Rückenwind, meist schwache Neigung und nur selten kleine Sandstellen und kein Wellblech. Je weiter wir fahren, desto weniger befahren ist die Strasse, da keine Gers mehr kommen, diese sind wohl eher bei der Gebirgskette, wo mehr Wasser zu finden ist. Bevor die Aussicht ins Tal zu Ende ist, wird das Zelt aufgestellt. Auf dem nahen steinigen Hügel sind alte Steingemäuer zu sehen, es muss wohl hier zu gewissen Jahreszeiten Wasser oder zumindest mehr Grün geben. Heute wird das Essen versuchsweise mit einheimischen Kräutern ergänzt. Dina hatte voller Freude Schnittlauch gesammelt. Christians Begeisterung hält sich in Grenzen beim Essen. Der Tag klingt wieder mal mit schönster Abendstimmung aus.
Wiedermal schöne Farbschraffierungen

Es geht meist leicht abwärts












Es blüht





















Die Stromleitung weist den Weg

Es gibt Tee






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