Freitag, 24. Juni 2011

Eilfahrt zur mongolischen Grenze


23.6. Verregneter morgen – Айгулак (Angulak)
Als wir am Morgen aufwachen sieht es schon regnerisch aus. Wir brechen dennoch auf und fahren im leichten Niesel die sehr schön geführte und gut fahrbare alte Passstrasse hoch ab und an drückt die Sonne durch. Auf der alten Passhöhe gibt es ein Altar und einen schönen Rastplatz mit wohl wunderschöner Aussicht ins Tal. Die alte Strasse würde auch auf die andere Seite runter führen. Da es aber wie aus Kübeln zu giessen beginnt, fahren wir zur neuen Passhöhe vor. Dort gibt’s ein kleines Restaurant und Verkaufsstände, die gerade aufgebaut werden. Da noch relativ früh, hat leider das Restaurant noch nicht offen. Wir können aber unterstehen. 
Die Sonne hat gerade überhand
Schön geführt - die alte Passstrasse
Die neue Passstrasse
Restaurant am Pass
Leider will der zuerst nach Gewitterregen aussehende Wolkenbruch nicht enden. Ab und an halten Touristen an, gehen meist zum Altar. Viel los ist nicht auf der Strasse. Warten im Regen ist langweilig, so fahren wir trotz Regen weiter. Leider ist nichts mit Nachlassen und auch die Bäume wo wir unterstehen halten nicht wirklich dicht. Wir fahren weiter und nach nochmals einer kurzen Regenschutzpause unter einer grossen Tanne, stoppt das Nass von oben.
Ein Bach schlängelt sich durchs Tal. Auf grüner Wiese stehen licht Nadelbäume. Ja, hätte wirklich jede Menge schöne Übernachtungsplätze. Ab und an steht auch ein Auto mit Zelt auf der Wiese.
Die Strasse wechselt den Fluss, und die Landschaft wird karger und dazu passend kommt auch die Sonne raus. Beim Mittagessen grosser Aufschrei von Dina, bei der einen Radtasche hat wohl der Verschluss geleckt, das Wasser steht in der Tasche, da diese unten dicht. Alles was unten war ist aufgeweicht. Die Auslegeordnung fürs Trocken gestaltet sich mühsam, da auch die Apotheke teilweise betroffen ist – nächstes mal diese wasserdicht einpacken!
Die Wolken verziehen sich langsam
Schönes Gefährt
Top Strasse
Mehr Hütten als Häuser
Schöne Bushaltestelle
Russischer Tourenbiker - war auch schon mit dem Rad unterwegs
Der Fluss sieht noch nach Regen aus
Die Sonne kommt
Oder doch nicht?
Schrein
Mit wieder einem Flusswechsel ins Tal der Чуя wird die Landschaft wieder grüner. Sogar ein Strassencafé fürs Nachtessen findet sich, einen offiziellen Zeltplatz hätte es auch daneben. Der Lagman, die Manti und die Kohlsuppe sind lecker. Gut genährt fahren wir noch einige Kilometer in den Abend. Am Айгулак  (Ajgulak) (Bach der in die Чуя fliesst) finden wir einen vermeintlich guten Schlafplatz.
Regenschutz in der Röhre
Regenbogen
Zeltplatz am Ajgulak

24.6. Wir wollen uns registrieren
Schüsse fallen; es ist etwa zwei Uhr in der Früh. Bum, Bum. Schlagartig sind wir wach, erster Gedanke Jäger, aber die Schüsse klangen sehr, sehr Nah. Erneut knallen Schüsse, wir haben das Gefühl das diese knapp über unser Zelt abgefeuert werden. Scheinwerfer flackern auf, sie scheinen auf unser Zelt zu zünden. Stimmen sind zu vernehmen und ein komischer Duft von Benzin, Alkohol und Rauch liegt in der Luft.
Was wollen die von uns. Mein Herz (Dinas) beginnt zu rasen. Christian zieht sich an und beschliesst sich bemerkbar zu machen, doch als er aus dem Zelt geht hört man nur noch Fahrzeugtüren und das wegfahrende Fahrzeug. Geschockt liegen wir im Zelt. Der Herzschlag hat sich noch kaum verlangsamt als wieder ein Auto hält und Stimmen zu hören sind. Da kurz nach dem sie weggefahren waren zwei andere Autos vorbei fuhren, nehmen wir an, dass sie Angst vor Beobachtern hatten und nun zurück gekommen sind zu uns, um fortzuführen was begonnen. Wieder das Licht von Scheinwerffern auf/über unser Zelt. Wir entscheiden aktiv zu werden, Christian packt Geld ein und geht aus dem Zelt.
Es ist aber nicht Geld was sie wollten (3 – 4 Männer) sondern einen Hirsch schiessen, der knapp über unserem Zelt gestanden ist. Nach kurzem Gespräch fahren sie wieder fort. Ganz glauben wir das mit dem Hirsch noch nicht, vielleicht wollten sie uns auch einfach Angst einjagen. Nach einiger Zeit kommen sie aber erneut zurück und suchen den Hang nochmals zu Fuss nach dem womöglich getroffenen Hirsch ab. Waren wohl wirklich Jäger.
Mein Herz (Dinas) klopft am Morgen noch schneller und ich habe immer noch den Geruch in der Nase.
Trotz diesem Schock fahren wir zügig los, denn wir wollen wenn möglich, vor 11 Uhr in Акташ sein, wo man sich, nach unser Meinung, registrieren kann. 
Verschiedene Verkehrsteilnehmer
Wir fahren gut vor 11 Uhr bei der Polizei vor. Doch nein, Registrierung vornehmen können sie nicht. Nach dem der Polizist am Anfang nicht sehr kommunikativ wirkte, wird er immer offener und hilfsbereiter. Er ruft an irgend einer Stelle an um sich zu erkundigen und zeigt uns schlussendlich den Weg zur Post im Ort. Doch die Dame in der Post kann uns auch nicht wirklich weiterhelfen, den sie kann zwar registrieren aber das dauert der Tage. Wir konsultieren nochmals den Lonely Planet und merken, dass es gar nicht Акташ ist wo eine Registrierung möglich sein soll. So beschliessen wir uns eine Fahrgelegenheit nach Кош-Агач zu suchen, und stoppend während wir in die Richtung fahren passend aussehende Fahrzeuge. Mitnehmen tun uns zwei Männer mit einem etwa sechs jährigen Mädchen. Die Räder finden voll bepackt gut Platz auf der Ladefläche des Minilasters. Sie fahren zwar nur bis nach Курай, aber das bringt uns schon mal was. Die Gegend ist wunderschön, hin und her fliesst die Чуя durch Auenwald. Eigentlich schade im Auto zu sitzen. Unser Taxi fährt dann doch noch etwas weiter als das Dorf zu einem Ovoo.

Wir durften mitfahren
Tschuja - Schöne Flusslandschaft
Auch die Nebentäler sehen einladend aus
Der Wald gibt grüne Farbtupfer
Und die Erde z.T. rote
Von dort geht’s mit schön kräftigem Rückenwind Richtung Кош-Агач (Kosch-Agatsch). Hey, was ist das da vorne? Zwei Tourenradler. Im Gespräch stellt sich schnell heraus, dass dies das Kiwi Pärchen ist, von welchem Christian schon im Lonely Planet Blog gelesen hatte, dass sie wohl zu ähnlicher Zeit wie wir im Altai und Mongolei unterwegs sein werden. Aber irgendwie fahren sie in die falsche Richtung (nicht wegen dem Gegenwind). Nein, sie machen nur einen kleinen Ausflug. Sie waren schon im Grenzdorf für ein paar Tage. Da sie auf eine neue Felge, die nach Ölgi gesendet wird warten und das Mongolei Visum eher knapp bemessen ist, warten sie in Russland. Die alte Felge hat innen Risse bekommen und die Pisten in der Mongolei wollen sieh ihr nicht mehr zumuten.
Schnell ist danach der russische Grenzort erreicht. Und nach paar mal nachfragen ist auch die Registrierungsbehörde gefunden. Registrieren sollen wir erst nach der erneuten Einreise nach Russland. Wenn wir weniger als die sieben Arbeitstage in Russland wären, sei keine Registrierung notwendig, meint die Dame. So geht’s zum Einkaufen, denn so reichhaltig wie hier wird das Angebot vorerst nicht mehr sein. Wie schon durch Wolken und den starken Wind angekündigt, setzt Regen ein, welchen wir aber angenehm in einem Café beim Essen abwarten können. Wir sind noch am werweisen, wie wir morgen Samstag den Grenzübertritt machen wollen. Gemäss unseren Informationen ist der Grenzübertritt fahrradfahrend nicht erlaubt. Wohl weil es zwischen der Russischen und Mongolischen Grenzstation 25 km zu bewältigen sind mit einigen Höhenmetern. Dies trauen sie wohl Radfahrer nicht zu. Runter von der Mongolischen Seite ist aber gemäss den anderen Schweizern Radlern, die wir trafen, möglich. Die Cafébesitzerin bekommt mit, dass wir einen Transport über die Mongolische Grenze suchen. Die 1500 Rubel für ein Taxi findet sie sehr übertrieben und empfiehlt uns zu einer örtlichen Behörde zu gehen und dort um eine Erlaubnis für einen Übertritt mit Rad zu bitten. Der Mann bei der Behörde weiss nicht wirklich Bescheid, findet aber, dass dies doch sicherlich erlaubt sein müsste, da ja alles bis zur wirklichen Russischen Grenze geteert sei. Schriftlich geben will er es aber partout nicht, dazu fühlt er sich nicht befähigt.
Wir fahren wieder einmal noch einwenig in den Abend um morgen früh bei der Grenze zu sein. Es herrscht eindrückliche Abendstimmung mit tief hängenden Wolken. Die Strasse führt über die weite Ebene Richtung ferne Berge einfach geradeaus. Vor Blicken geschützter Schlafplatz zu finden ist schwierig. Wir stellen unser Zelt in einer Grube unweit der Strasse auf, scheint ein Wodkafriedhof zu sein.

Kosch-Agatsch I
Kosch-Agatsch II
In echt war die Abendstimmung noch viel schöner

1 Kommentar:

  1. Wiedermal ein toller Bericht!

    Hätte nicht gedacht, dass in der Regionso viele Radler unterwegs sind.
    In die Situation mit den Schüssen kann ich mich gut reinversetzen. Als ich knapp vor Irkutsk einmal gezeltet habe, hat irgendjemand in meiner Nähe ein ganzes Magazin eines automatischen Gewehres verschossen.

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