Mittwoch, 27. Juni 2012

Aufs Ukok-Plateau



Hinter Aktash -  am Fluss Elangash

Heute ist ein warmer Tag, der Schweiss rinnt uns schon runter als wir am Morgen nach Kuraji hochfahren. Ich bin gerade am Wasserholen, als die einzigen Westeuropäischentouristen die wir im Altai treffen, bei Christian für Reise Smal Talk halten. Ein Pärchen in einem schönen, knall gelben VW Bus aus Deutschland sowie Adrian auf dem Motorrad aus Rumänien, die gerade eine Strecke zusammen fahren. Adrian hat noch eine weite Fahrt vor sich, über die Mongolei will er nach Vladivostok, von dort mit Transport nach Magadan und dann über Jakutsk und die BAM wieder zurück. Zeitlich könnte es durchaus sein, dass er später Christian entgegenkommt.
Zeltplatz mit Morgensonne


Der Weisse sieht schon verlockend aus

Perfekte Teerstrasse
Einige der einzigen Touristen die wir treffen in Anfahrt - Bus und Töff
 Die Stecke nach Kuraij bis zu dem Ovoo, wohin wir letztes Jahr mitgenommen wurden zieht sich. Danach wird kräftig an der Strasse gearbeitet, auf frischem Teer fahren ist nicht gerade ein Vergnügen. Bei Tschagan-Uzun biegen wir ab von der Hauptstrasse. Das Dorf hat mindestens einen Laden und so geht Christian nochmals shoppen. Mit mir versucht unterdessen ein älterer Herr Konversation zu betreiben, zwar nicht mehr ganz nüchtern aber durchaus freundlich gestimmt. Meine Russischkenntnisse sind leider immer noch nicht gut, und so weiss ich nicht ob er früher in einem Bergwerk gearbeitet hat oder Geologe war. 
Die Strassenführung im Dorf haben wir uns anders vorgestellt, besser erkennbar dachten wir müsste der Weg sein, da der erste Teil auf dem Weg der auf unserer Karte nach der Ortschaft Beltir verlaufen sollte. Ein wenig komisch finden wir es schon, dass er so wenig befahren ist, er führt uns aber richtig zum Fluss Tschaganuzun wo wir nach dem Überqueren des ersten Armes auch die alte, marode Brücke finden, die Christian im Google earth sah. Zwar ist diese Total schief aber zum Glück für uns für Fussgänger noch passierbar, denn der Fluss führt ziemlich Schmelzwasser. Auch auf der anderen Seite wird die Strasse nicht deutlicher, ab und an hat man zwar das Gefühl, dass hier mal was geschoben wurde, und sieht schon auch Zivilisationsspuren (wenig Pferdedreck, ältere Radabdrücke…), aber nicht so wie wir erwarteten. Die Landschaft wird immer trockener. Wir diskutieren ob wir umkehren sollen, entscheiden uns dann aber doch noch auf den Hügel zu gehen um zu sehen ob die Strasse ins andere Tal rein, wo wir hinwollen deutlicher ist. Die Aussicht auf das Flusstal der Tschuja ist gewaltig. 

Ob das in der Mitte wohl die Radspuhr ist?
Tschagan-Uzun
Diese Stelle fand ich schon letztes Jahr wunderschön
Kunstvolles Brückengeländer
Zwei Passanten

Ausser in dem Dorf Tschagan-Uzun ist nicht viel Grün zu sehen
Noch ist die Strasse gut
Eine unter vielen am Bach
Fahrräder beim Pause machen - Besitzer am Furt besichtigen

Da kommt kräftig Schmelzwasser runter
Wir müssen einzeln Tragen
Dina wieder einmal froh um das zusätzliche Gewicht des Rucksackes
Dina geht die Brücke testen
Wie lange die wohl noch hält?

Schöner Blick zurück

Wohin des Weges? - natürlich Stein für den Ovoo bringen um die Geister gut zu stimmen
Und als wir auf der anderen Seite runterrollen, sehen wir auch den Grund für den Nichmehrgebrauch der Strasse, es gibt eine neue relativ breite Strasse nach Beltir die aus diesem Tal kommt.
Doch es war heute nicht das letzte Mal, dass wir betreffend Strasse verunsichert sind.  In der Zeit der Sowjets war das Tal mit Bewässerungskanälen überzogen, heute gibt’s sie sie vor allem noch auf der Karte, den der grösste Teil ist verfallen. Leider führt die Strasse vorerst nicht am Fluss, wir waren aber darauf vorbereitet, dass wir noch etwa 17 km fahren müssten bis wir Wasser für die Nacht haben, und das es dort Wasser hat wurde uns auch von einem Fahrer eines passierenden Fahrzeuges bestätigt. Er wohnt mit seiner Familie leicht weiter hinten im Tal. Nach dem die Strasse in der von uns erwarteten Distanz immer noch nicht nach links zum Fluss führt , sondern eher rechts weg sind wir wieder einmal verunsichert. Führt auch dieser Weg nach Beltir? Zudem ist Christians gezeichneter Track weiter links, er ist sich aber nicht sicher, ob er dort wirklich deutliche Fahrspuren auf dem Satellitenbild gesehen hatte. Wir beschliessen dennoch querfeldein in die Richtung wie unser Gefühl meint zu fahren. Ein Hügelzug über queren, einen zweiten, immer sieht man den Fluss noch nicht, aber da – Fahrspuren. Erleichtert aber müde folgen wir diesen, sie führen an einem unbewohnten Gehöft vorbei und dann, den Fluss gibt es doch, nur versteckt er sich hier in einem tiefen Graben. Da es schon langsam beginnt einzudunkeln und ich wirklich erschöpft bin, beschliessen wir hier oberhalb des Flusses zu Zelten. Während dem ich mein erstes Kochfeuer mit Dung mache geht Christian wohl mehr als 100 Höhenmeter tiefer Wasser holen. 
Ein kleines Wölcklein am Himmel
Zur Zeit ist niemand daheim
Die Sonne sthet schon tief, und wir haben den Fluss immer noch nicht gefunden

Am Fluss Elangasch – Unterhalb des Passes Elangasch am Bach Tara

Nicht sehr weit von unserem Übernachtungsplatz mündet eine relativ ausgefahrene Strasse in unsere, vermutlich die, welcher wir gestern nicht trauten. Das Flusstal wird nun wieder breiter und durch den schlängelnden Fluss auch grüner. Überall wo man hinschaut hat es Blumen, Tiere sind nur wenige zu sehen, weit oben am Hang eine Yackherde, dann eine Ziegen-/Schafherde und Pferde. Der Bach lässt sich hier auf etwa 2300 m relativ gut queren, da er sich teilt und es über einen Teil gelegte Baumstämme hat. Dennoch bleiben wir weiter oben auf der von unten gesehenen linken Seite, als die Strasse den Bach nochmals quert. Die Bachquerung mit Schuhe ausziehen bleibt uns so zwar erspart, dafür müssen wir einen Teil durchs sumpfige schieben. Als Fussweg scheint unsere Variante aber nicht unüblich zu sein, den stellenweise sieht man einen deutlichen Trampelpfad. 
Unser Zeltplatz oberhalb des Flusses
Zur Zeit nicht bewohnter Hof

Und Christian konnte es nicht lassen reinzuschauen

Der Bach für einmal wilder - Im Hintergrund der wieder der weisse Berg auf welchen wir zusteuern
Schöne Hochebene

Dank mehreren Armen ...

... und Brücken gut zu queren

Das Tal ist still und wunder schön
Hinter dem letzten Haus, kommt eine kleine Steilstufe, oberhalb welcher wir Mittagessen und versuchen unseren weiteren Pfad, der nun links den Hang hoch aus dem Tal führen muss, ausfindig zu machen. Die Fahrspuren führen noch weiter hinter ins Tal und scheinen dann auch bald zu enden, wir halten links hoch und folgen schiebend einem Trampelpfad, der mal deutlicher ist und sich dann wieder verläuft. Nach ca. 200 Höhenmeter haben wir den Absatz zu den beiden Seen geschafft. Die Landschaft ist wunderschön hier. Noch mehr Blumen blühen um die Wette, der See glitzert und dazu der Ausblick auf die vergletscherten Berge. Am liebsten möchte ich das Zelt aufstellen und über Nacht bleiben. Doch das Bild das ich aus Google earth kenne mit den Radfahrern im Schneesturm auf dem Pass überzeugt mich, dass es besser ist, das heutige gute Wetter auszunutzen und zu queren. So schieben wir auf der linken Seite den Seen entlang. Zuerst halten wir es für ein zufälliges Bild von zwei parallelen Trampelpfaden, dann wird’s klarer, hier ist vor nicht allzu langer Zeit ein Fahrzeug durchgefahren, die beiden Steilstufen (in der ersten sahen wir keine Spuren) sind nicht gerade einfaches Fahrgelände. 
Es hat noch Fahrspuren

Und dann hats vorallem noch Blumen

Schöne Umgebung um zu Schieben
Die die Steilstufe vom Zweiten See auf den Pass ist anstrengender als die erste, da steiniger. Doch langsam aber stetig erreichen wir doch den Pass. Schnell wird ein passender Stein gesucht um noch das letzte Stück hochzubringen und auf dem Ovoo zu platzieren, dass uns die Geister weiter gut gestimmt sind. Unweit des Passes ist eine riesige Yackherde von etwa 400 Tieren am weiden, ein Gewaltiges Bild. Kein Yack scheint gleich auszusehen, grosse – kleine, graue, weisse, schwarze und jedes mit anderem verstruppeltem Fellkleid. In der Nähe des kleinen Sees, der auf dieser Seite unweit vom Pass ist, ist es leicht sumpfig, danach geht es wieder eine Steilstufe runter. Diese ist aber grasig und nicht verbuscht so, dass wir meist fahren können, einzig limitierender Faktor sind die Bremsen, wobei Christian mit seinen Scheibenbremsen klar im Vorteil ist. Wieder im flacheren stellen wir unser Zelt auf und geniessen die letzten Sonnenstrahlen beim Kochen. Verfeinert wird das Essen mit wildem Schnittlauch, der hier fett und saftig in Mengen wächst.

Der erste See

Am zweiten See - im Hintergrund der Pass

Es hat noch Eis au dem zweiten See

Auch wenn es nicht mehr weit aussah ist das letzte Stück streng zum Schieben

Aber wir werden auf der anderen Seite belohnt - Mit Fahrspass...

Blumen,...

Yacks,...

mehr Yacks,...
fotogenen Yacks,...

noch vielen, vielen Yacks,...

...und wunder schöner Landschaft - das Tal führt uns wieder zu einer Strasse
Blaue Kochmützen sind anders

Unser Hobokocher voll in Action

Dieser Zeltplatz würde ich wieder nehmen

 

Unterhalb des Passes Elangasch am Bach Tara – Pereval Teplyi kljutsch

Der Tag beginnt wieder mit heiterem Sonnenschein, der Pfad ist nun relativ gut ausgetreten, und dies ist auch gut so, denn die kleinen Erlenbüsche würden sonst das Fahren ganz verhindern. Als das Tal wieder flacher wird steht ein Lastwagen mit Anhänger am Bach, wild trabt ein angepflocktes Pferd im Kreis, die beiden Besitzer des Lastwagens sind wohl kurz vor unserem Auftauchen losmarschiert und kommen uns nun entgegen. Es sind die Besitzer der grossen Jackherde, welche den Tag hindurch hoch zu den Tieren gehen, mit dabei eine riesig lange Angel, im See scheint es Fische zu geben. Sie informieren uns auch, dass bald eine gute Fahrspur kommt und dass die Radspuren oben von Russischen Touristen Jeeps stammen die vor nicht allzu langer Zeit aus Spass den Pass überquerten. Obwohl wir mehrere hundert Meter entfernt sind, scheint das angepflockte Pferd uns mit unseren Rädern als riesige Gefahr zu sehen, noch wilder rennt es um seinen Pfahl, bockt und reisst am Strick. Da hilft auch absteigen und stillstehen nichts, der einte Hirte muss zurück rennen um es zu beruhigen. 
Eine Bachquerung zum Frühstück

Mobiles Hirtenlager

Wie sie gesagt hatten, kommen wir nun bald auf gute Fahrspuren. Schön ist es das Tal runter zu rollen eizig die Kiesrinnen von nur bei Schneeschmelze wasserführenden Bächen zwingen uns ab und an zum absteigen. Schon nahe am Talausgang steht eine hölzerne Jurte. Dies war schon in Ulagan schön zu sehen, wie die Jurtenform auch in die Form mancher Holzhäuser einfloss. Kurz führ uns der Weg noch durch schönen Lerchenwald und dann auf die Strasse nach Beljaschi. Wir fahren in die Gegenrichtung um aufs Ukokplateau zu kommen. Noch nicht lange auf der Strasse unterwegs Begegnen wir einem Büschen mit zwei einheimischen Guides und Russischen Touristen, die Guides sind aus Beljaschi und führen die Touristen dort hin. Was wohl der Kommentar von der dicken Frau, die mich schwitzend beim Hochfahren filmte, sein mag, wenn sie zu Hause ihren Ferienfilm vorführt?


Eine kleine Auswahl

Auch die Fliegen wollen ins Bild

Aber das ist was grösseres
Holzjurte

Farbenpracht - Blick zum Talausgang

Kurz nach der Holzjurte beginnt der Wald

und die Strasse sieht richtig befahren aus

Es liegt noch Schnee

Radfahrer sind wohl eine Abwechslung für die Kühe
Bald nach dem Abzweig aufs Ukok Plateau kommen Seen. Freudig nutzen einen zum erfrischen und uns waschen. Im Altaiatlas ist zwar die Strasse die nahe der Grenze weiter führt dicker gezeichnet, da sie aber fast gar nicht befahren aussieht fahren wir die andere Variante, die zuerst an den Schumaly Fluss runterführt und ihm entlang auf den Pass Teplyi kljutsch hochsteigt. Die Wolken hängen nun grau uns schwer am Himmel, der Donner grollt, und uns bläst ein Starker Gegenwind entgegen. Wir haben Glück und bleiben Trocken. Als wir gerade uns am Wegrand stärken, hält ein Geländebuschen, ob wir nicht mitfahren wollen, der Pass sei anstrengend, es komme gleich noch ein Lastwagen, auf den könnten sie die Fahrräder gut nehmen. Da es schon später ist, und wir eigentlich heute noch auf den Pass wollten, willigen wir ein. Es ist eine durchmischte Männergruppe von jung und älter die zusammen zum Fischen fährt, einer von ihnen hat Geburtstag. Oberhalb des alten Bergwerkes, gibt es Heilquellen, dort wird gehalten um kurz zu Baden. Ich lasse die Herren unter sich und besichtige das kleine „Hüttenferiendorf „  (etwa fünf unterschiedlich grosse Holzhäuser, die gemietet werden können). 

Kurz nach dem Abzweiger zum Ukokplateau

Es ist wierder mal sehr warm

Blick zurück kurz vor dem Pass nach Teplyi Kljutsch

Gewitterwolken ziehen auf

Hinten schon klein zu sehen die Mine sowie die Ferienhäuschen bei der Quelle

Blick hinunter in das Tal des Baches Schumaly
Vor allem im ersten Teil der Steigung auf den Pass ist die Strasse schlecht, die beiden geländegängigen Fahrzeuge kämpfen, gut festhalten ist angesagt, dass man den Kopf nicht anschlägt. Eine kurze Pause gibt den Motoren wieder Kühlung und neuer Treibstoff wird nachgefüllt. Auf dem Pass angekommen gibt’s nach dem obligaten Steine für den Ovoo suchen noch eine gemeinsame Fotosession. Wir steigen hier aus den runterfahren wollen wir selbst.
Da es schon spät ist entschliessen wir uns gleich beim See auf dem Pass zu Zelten, von hier sieht man sogar die weissen Berge, die sich Christian als Morgensicht gewünscht hat, hinter einem anderen Berg hervorgucken. 
In der Steigung muss nachgetankt werden

Der Herr Links hatte Geburtstag - Unser Fahrergespann, der eine steuerte, der andere hat geschaltet

Und auch unsere Räder kommen

Passbild
Abschied

Schöner Zeltplatz am See kurz hinter dem Pass Teplyj Kljutsch

Und sogar die weissen Berge sehen wir

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