Mittwoch, 4. Juli 2012

Schöne Wege nach Tuva



Bis in der Nähe von Tarchata – erste Furt über den Buguzun

Der Morgen beginnt kühl und wolkenverhangen, doch erholt lässt sich die Strasse wesentlich besser ertragen und nach dem Militärposten (kontrollieren die Permits fürs Ukok-Grenzgebiet) wird sie besser. Fast Endlos scheint sich die Ebene nach Kosch-Agatsch zu ziehen, wir fahren in die richtige Richtung, und haben leichte Neigung und Rückenwind. An diesem Sonntagmorgen scheinen noch nicht viele wach zu sein, und so haben wir die Strasse für uns.
Kosch-Agatsch ist am wachsen, neue schöne Häuser stehen am Rand, mit Blick auf einen kleinen See, hier ist nun wesentlich mehr los, als erstes fahren wir in die Stadt auf Einkaufstour. Nach etwas Suchen, finden wir in einem Haus, wenig zurück versetzt, auch Brot. Das offene Restaurant ist einfach, aber Preis/Leistung stimmt durchaus, es gibt sogar Strom, und Christian, darf sein Fotoakku laden. Gesättigt versuchen wir doch noch Internet zu finden, und werden fündig, zwar nicht im neueren Gasthaus, vor dem Christian einen Herrn fragt, sondern bei dem Herrn selber. Dieser wohnt leicht ausserhalb, da er eh gleich über Mittag heim wollte, lädt er Christian kurzerhand ein und ich bleibe um ein Auge auf die Räder zu haben. Der Herr wohnt just in dem Haus, das Christian als eines der schönsten im Aussenquartier fotografierte. Christian darf das Internet bei ihnen nutzen und zeigt als Dank die Fotos der letzten Tage. Immer wieder schön diese Hilfsbereitschaft der Leute hier. Meine Wartezeit wird durch paar heftige Knalls gestört. Das Gasthaus ist am Müllverbrennen, darunter wahrscheinlich auch Spraydosen.

Es hängen noch Wolken über der Ebene

Wohl für die Bewässerung

Im Hintergurnd ist Kosch-Agatsch

Das Foto entstand bei der Stadteinfahrt, Christian war später fürs Internet wieder da
Bis Kokorja haben wir Teer Strasse, beim Abzweig dorthin steht, wie letztes Mal ein Grenzsoldat und kontrolliert die Papiere, unser Pass sowie das Altai Grenzpermit scheinen ihm zu passen. Das Gebiet zwischen Kosch-Agatsch und Kokorja wurde während des Kommunismus stark landwirtschaftlich genutzt. Die meisten Wasserkanäle sind nun zerfallen, und die wohl ehemaligen Kolchosengebäude sehen wie geschleift aus. Kokorja ist ein stattliches Dorf, wir können es nicht lassen auch den Laden auszuprobieren.

Der Friedhof zwischen Kosch-Agatsch und Kokorja

Blick Richtung Grenze zur Mongolei

Zu kommunistischen Zeiten wurde hier stark Landwirtschaft betrieben

Kokorja

Nur noch das Schild oder wirklich eine Haltestelle?

Schöne Holzrutsche in Kokorja
Hinter dem Dorf verunsichert uns die Strassenführung, wir fahren zuerst unter der Abfallgrube vorbei und müssen korrigieren so dass wir auf den Weg über der Abfallgrube kommen. Das Wetter hat sich in der Zwischenzeit komplett in sonnig geändert, so dass es schon wieder warm ist. Der Weg führt vorerst noch nicht am Buguzun sondern durch die weite, trockene Talebene. Umso näher wir zum Fluss kommen umso lieblicher wird die Landschaft, mit grünen Wiesen und Tannen. Auch den Jurtenbesitzern scheint es hier zu gefallen, die schönsten Plätze sind schon besetzt. Bei der ersten Furt treffen wir einen von ihnen mit seiner Schafherde. Und fragen ob wir hier bleiben können – kein Problem. Er scheint die Abwechslung zu schätzen und setzt sich zu uns, später kommt auch noch ein Nachbar vorbei, der sein Kleinlaster übervoll mit Kleinholz beladen hat. 

Hinter Kokorja ist es zuerst recht trocken

Umso weiter wir ins Tal kommen umso grüner wird es

Der Fluss entlang welchem wir müssen ist erreicht

Dina darf aufs Pferd von unserem Jurtennachbar

Unser Zeltplatz mit Schafherde im Hintergrund

 Hinter Kokorja - bei der Brücke über den Mogen-Buren

Das Tal des Buguzun ist schön und es gibt auch immer wieder grün. Kurz vor der Furt bei der Mündung des Karagaj überholen uns zwei Jeeps. Wir treffen sie wieder an der Furt wo sie Teepause machen. Es sind Tuwinen, Händler ein Teil wie es scheint. Wir dürfen ihre Schätze betrachten, Altarschatule für in die Jurten, dekorative Steinböcke und eine kunstvolle goldene Haarnadel verziert mit vielen Hirschen (die gleiche werden wir im Museum in Kysil im Goldschatz wieder sehen).
Sie raten uns den Buguzun nicht zu überqueren sondern den steilen Weg auf die Terrasse hochzuschieben, der leider für die meisten Jeeps zu steil sei. Beim Hochschieben sind wir uns nicht mehr sicher ob es gut war ihrem Rat zu folgen, denn es ist wirklich steil, so dass ich sogar zum Schieben Christians Hilfe brauche, um nicht abladen zu müssen. Doch die Aussicht aufs Tal ist schön hier oben auf der Terrasse und die Strasse fährt sich auch meistens gut, wahrscheinlich besser als die andere Variante dem Fluss entlang, die wahrscheinlich zum Teil steinig ist, somit ziemlich sicher doch die bessere Variante.
Dort wo die Wege zusammenführen stehen nochmals Jurten, danach wird es einsamer, die Strasse steigt stärker, dafür hat es wieder mehr Blumen. Eine kurze Strecke ist sehr grob steinig und somit für uns nicht fahrbar, hier werden wir auch wieder von den Jeeps überholt. Auch sie hätten uns hoch mitgenommen. Doch die Strasse zum Pass Buguzun ist noch ganz angenehm, ich stosse nur ab und an, aber Christian fährt fast alles.
Die Strasse ist meist angenehm zu fahren

Schöne Hügellandschaft

Die einzelnen Bäume ziehen den Blick auf sich

Friedlich schlängelt der Bach

So ist Radfahren schön

Steinböcke

Für auf den Jurtenaltar

Rundgräber

Das Tal ist lang

Der Schlussanstieg ist nicht allzu steil

Der Obo und somit der Pass sind erreicht
Auf dem Pass gibt es Mittagessen und einen schönen Ausblick auf die andere Seite runter . 
Kurz nach dem Pass will das GPS nicht  richtig starten und scheint zu lange zu brauchen. Nach Ausschalten und Neustart sind plötzlich alle Wegpunkte und Tracks weg. Super, gerade wo es nun uneindeutige Wege gibt wären die Angaben sehr nützlich. Nur die Hintergrundkarte ist noch da, sie basiert auf der Generalstabskarte und ist daher etwas veraltet. Vom Pass geht es nun erst einmal sanft fallend in die Ebene. Wir orientieren uns jetzt an der Russenkarte und fahren auf ein Tal zu, welchem wir zum See folgen, welcher eine wichtige Landmarke ist und an dessen Ausfluss sich die Brücke befindet.
Dann gelangen wir an den Ozero Ak-Chol, blau glänzt er in der sonst eher an die Mongolei erinnernden, kargen Landschaft. Über ihn bläst ein kräftiger beständiger Wind, ideale Bedingungen zum Windsurfen, doch nur weit entfernt sind paar wenige weisse Flecken zu erkennen – Jurten.
Der Ausfluss des Sees kann auf einer guten Brücke gequert werden, danach führt die Strasse in südsüdöstlicher Richtung auf den Pass Punkt 2391 beim Berg Bur-Daz. Auf der anderen Seite geht es steil runter zum Fluss. Hier stehen wieder einige Jurten und Yaks sind am weiden. Wir sind uns unschlüssig, ob wir den Fluss direkt queren sollen, oder im eine kurze Strecke hoch folgen und die Brücke suchen. Wir entscheiden uns für die Brücke (direkt Furten wäre wahrscheinlich kürzer, und der tiefe Wasserstand hätte dies sicher zugelassen). Wir beschliessen fast gleich bei der Brücke zu übernachten. Für einmal will unser Feuer nicht brennen, Christian hatte zwar einen schönen Windschutz gebaut, doch der Wind drehte. Viel zu lange versuche ich es trotzdem, den kaum an eine besser windgeschützte Stelle gezügelt züngelt es.

Oben ist das Tal noch ziemlich grün

Fahrt in die Weite

Fussgängerbrücke

Leichte Hügel als Landmarken

See in Sicht
Über den Ausfluss des Sees hat es sogar eine stabile Brücke

Regenbogen - Zeltplatz

Bei der Brücke über den Mogen-Buren – am Kargy (ca. 30 km Luftlinie vor Mugur-Aksy)

In der Nacht habe ich das Gefühl Stimmen und Autotüren zu hören, bin mir aber nicht sicher ob Traum oder real. Als wir losfahren sehen wir, dass unweit von uns vier Männer in ihrem Jeep übernachtet haben. Sie kommen aus Kyzyl-Chaja und sind auf der Heimfahrt. Einer schläft noch im Auto. Das sumpfige Stück beim See Chinduktug-Chol sei dieses Jahr nicht schlimm, da es im Winter wenig Schnee hatte. Diese Aussage beruhigt uns, brauchten doch die, von welchen wir die Wegbeschreibung hatten, fast einen ganzen Tag dafür (mit dem Auto). Vorbei an mehreren Steingräbern geht es leicht steigend ins Tal zum Pass welcher zum Chinduktug-Chol führt. Die Höhe des Grases steigt wieder mit der Meereshöhe an und die Blumen nehmen zu. Nach links ausholend führt die Strasse angenehm flach auf den kleinen Pass. Leicht runter gefahren bietet die Strasse uns einen wunderschönen Blick auf den See Chinduktug-Chol, welcher unter uns blau schimmert, kein Motorengeräusch und keine Ferienüberbauung stört die Stimmung. Ein unglaublich friedliches Gefühl auf den See zu schauen, am liebsten möchte man ewig so sitzen bleiben.
Sie haben unweit von uns übernachtet

Wieder Gräber

Das Gras wird gegen den Pass zum See höher

Schön flache Steigung

Und dann der See..

Einfach beruhigend anzuschauen

Viele Blumen auch hier

In der Mitte ist eine Insel
Zuerst führt der Weg erhöht über den See weiter, dann geht es runter an den Strand. Da es trotz blauem Himmel noch relativ kühl ist, verzichten wir aufs Baden, das Wasser wäre aber schön klar, nur halt kühl. Nach dem Strand beginnt das Gebiet, welches je nach Schneelage im Winter und Regen mehr oder weniger sumpfig ist. Wir haben mit den Bedingungen sicher Glück, den die vielen z.T. sehr tiefen Fahrzeugspuren zeugen davon, dass hier schon oft der beste Weg zum durchkommen gesucht wurde. Wir versuchen der klarsten Spur zu folgen. Leider will das GPS seit gestern nicht, die selbst gezeichneten Tracks anzeigen, so fahren wir nach Karte und Gefühl, und halten uns eher hoch. Die Spuren welchen wir folgen, verschwinden immer mehr im Kniehohen Gebüsch, welches der Hauptbewuchs hier darstellt, zudem erschweren die herumliegenden Steinblöcke das Vorwärtskommen. Als wir merken, dass wir wohl nun doch eher zu hoch sind beginnen wir zum Pass rüber zu queren, stossen aber erst auf der anderen Seite des Baches, welcher vom Pass runter kommt ,auf deutlichere (aber nicht wirklich deutliche) Spuren. Dafür stösst oder besser gesagt tritt Dina fast auf ein Huhn, welches sich im Gebüsch versteckt, und dies während sie vorsichtig versucht einem anderen auszuweichen, welches Christian gerade gesichtet hat, und zu diesem klare Anweisungen gab es nicht zu erschrecken.
Das durch das Gebüsch stossen war anstrengend und brauchte Zeit, so sind wir froh, als wir fast auf dem Pass in klaren Autospuren auf diesen fahren können. Wir denken auf der anderen Seite sei der Weg sicherlich besser zu sehen. Doch gefehlt, oder besser gesagt zu sehen schon, aber dies vor allem wegen der anderen Art Büschen die auf ihm wächst. Doch zu unserem Glück führt durch sie eine Art Viehpfad. Vor nicht allzu langer Zeit muss sich auch ein Jeep durchs Gebüsch gedrängt haben. Doch die Hauptroute ist dies klar nicht. Die wäre weiter Links beim See, dort wo wir Spuren den Hang hoch sahen.
Im Tal des Baches Bestug-Kara-Sug angekommen, wissen wir nicht recht, wie wir weiter sollen. Der Viehpfad führt auf der rechten Seite den Hang entlang auf den nächsten Bergrücken hoch, die Fahrzeuge müssen wohl früher, leicht erhöht auf der linken Seite dem Bach entlang gefahren sein, doch dort ist nur mühsames Buschwerk zu sehen. Wir stossen den Pfad hoch. Die Vegetation ändert sich, es ist trockener und auf der anderen Seite befindet sich ein schöner Wald. Hier gibt es sogar einen Obo, zudem hat es komische Wühlspuren. Müssen wohl irgend welche Geologen gegraben haben. Durch den Wald hat es Fahrspuren, die bald zu einem deutlichen Weg übergehen, der uns ins Tal des Flusses Kargy führt, welchem man folgt um nach Murgur-Aksy zu kommen. Hier im Tal ist es nach der Einsamkeit ungewohnt bewohnt, mehrere Jurten stehen auf beiden Seiten des Flusses. Wir finden einen eigentlich schlecht einsichtigen Zeltplatz in Fluss Nähe. Um uns zu Waschen, geben wir diese aber leider auf, denn in knapper Sichtweite Weiden Herden, die sicher gehütet werden. So bekommen wir später auch Besuch von zwei Jungs auf ihren Pferden. Der ältere meint auf unsere Frage, ob es in Ordnung sei, wenn wir hier zelten nur, ja mit einem eher verächtlichen, der Platz sei aber etwas steinig.

Hmm ist das der Weg?

Gletscher

Die Farbnuance macht den Weg aus

Es sieht nicht so aus, aber auch hier gibt es einen Weg

An der Flanke zu erkennen, der Viehpfad den wir hoch aufs Plateau nahmen

So unbegangen ist dieser Weg wohl nicht, denn auch hier hat es einen Obo

An der Flanke wird der Wald dichter
Unser Zeltplatz unweit des Flusses

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen