Mittwoch, 8. August 2012

Durch endlose Wälder

Die Nacht war richtig kühl, trotz Bauwagen und trotzdem wir vorher noch im Ofen angeheizt hatten. Andrej hat sich dementsprechend auch ziemlich ins Bett verkrochen. Als ich in der Früh raus schaue gibt es eine kleine Überraschung, ein Hund taucht auf. Es scheint einer der beiden vermissten Hunde zu sein und wenig später zeigt sich der Zweite, das hellt Andrejs Stimmung auf. Eigentlich wollte ich heute sehr früh los fahren, aber nachdem es bereits am Morgen verhangen ist und so kalt, warte ich ein bisschen die Wärme ab. Dann geht es weiter nach Amga, das ich nachdem ich Betriebstemperatur erreicht habe, zügig erreiche. Dort hat es sogar wieder Asfalt. Der hat den Nebeneffekt, dass das Cafe nicht mehr an der Strasse liegt,  sondern an einer Sackgasse. Zu Essen gibt es dort nicht sofort etwas, sondern Tschebureki werden jeweils frisch gemacht. Das kommt meinem Zeitplan nicht gelegen, so dass ich etwas Deutsch ein bisschen Geschwindigkeit anmahne. Zurück will ich nicht die Sackgasse wieder rausfahren und schaue, dass ich eine direkte Abkürzung nehme. Dazu muss dann allerdings ein tiefer Seitengraben der neuen Teerstrasse überwunden werden. Ich hätte wohl besser das Cafe in der Dorfmitte genutzt, das ich erst jetzt sehe, es stehen einige LKW davor. Ich habe mich auch nach einem Laden erkundigt, jedoch scheint es den hier nicht zu geben, das Dorf hat nur wenige Häuser. Erst im nächsten Ort gibt es wieder Geschäfte, Uluu soll aber noch gut 80 km weg sein. Die Amga ist ein schöner Fluss, aber auch sie führt wenig Wasser. An ihrem Ufer stehen einige Fahrzeuge unter anderem zwei Jeeps mit Campingaufsatz.
Abschied von Andrej
Die Eisenbahnstrecke wurde erst kürzlich gebaut,
ist aber noch nicht in Betrieb, hier mal ein Bauzug
Nanu, so viele LKW's, hier ist Verchnaja Amga mit Cafés
Der Fluss Amga
Hier hat es keinen Laden, nur ein paar Hütten
Hinter dem Ort geht es wieder auf der Piste weiter in die Taiga, durch den bedeckten Himmel ist die Stimmung trüber. Nur weit im Norden sieht es am Horizont so aus, als ob dort blauer Himmel wäre, während der Nacht ist die Wolkenfront also weit mir vorausgewandert. Durch den Gegenwind komme ich erst nach Mittag in Uluu an, im ersten Cafe gibt es ein doppeltes Menu, im Ortszentrum stehen wieder ein Haufen weiterer Cafes und auch Läden. Die Preise sind jedoch gesalzen (für Brot und 2 l Cola zahle ich 140 Rubel), zudem finde ich erst einmal kein Brot, weiter oben im Dorf hat es aber noch einmal ein Restaurant, welches auch Brot bäckt, wäre ich doch zuerst dort gelandet. Hier sieht es auch nach leckeren Kuchen aus. Eine der Verkäuferinnen in Uluu jammert mir noch vor, dass heute ihre Kartoffeln eingegangen wären, die Nacht habe Minus 4 Grad gehabt, jetzt verstehe ich warum es so kalt im Bauwagen war.  Hinter Uluu kommt nun wohl lange nichts mehr, nur in 130 km soll es ein Cafe geben. Sie haben Recht, es kommt in der Tat nicht mehr viel an Häusern, dafür erlebe ich am Abend noch surreale 6 km Asphalt, welche hier über 100 km von jedem anderen Asphalt relativ frisch gelegt sind. Dort treffe ich auch auf einen Kleinbus aus Irkutsk wieder, mit dem ich mich heute schon mal kurz unterhalten hatte. Von ihm erfahre ich noch eine besondere Neuigkeit, die letzten 100 km nach Jakutsk sind wieder Asphalt. Aber dafür muss ich am nächsten Ort die Fähre auf das andere Flussufer nehmen, also morgen Nachmittag.
Was stehen hier so viele LKW?
Ein Container ist in den Graben gefallen, alle helfen
Fata Morgana voraus?
Endlich ist Uluu erreicht

Ziemlich einsamer Ort
Fluss bei Uluu
Roadlife

Es wird langsam spät, der Ort in meiner Karte auf den ich für die Nacht spekuliert hatte, ist tatsächlich eine Wüstung und komplett abgeräumt. Aber bei einem kleinen Seitenweg sehe ich einen Wagen stehen und frage wieder ob ich das Zelt aufstellen kann. Es sind wieder Leute von der Firma, die die Leitung aufstellt. Sie scheinen einige solche Strassenlager zu haben und oft werde ich tagsüber von einem ihrer Fahrzeuge überholt. Slatko, ein Serbe bietet mir gleich an im Wagen zu übernachten. Die drei Wagen hier, sind von anderem Kaliber, als der Wagen von Andrej gestern. So richtige Bauwagen und Slatko sein Reich ist richtig hübsch eingerichtet, er ist sehr ordentlich und auf Sauberkeit bedacht, sein gerade erst aufgestellter Wagen hat schon einen Zugang mit Steinplatten und eine Einzäunung hat es auch schon, fast so wie bei uns zu Hause die Dauercamper. Dafür hat es auch einen Kühlschrank und ein Notebook, leider hier ohne Verbindung zur Aussenwelt. Aus dem Kühlschrank gibt es noch Aufstrich für ein Abendbrot, welches mit Zwiebel und Dosenfleisch ergänzt wird. Anscheinend werden Serben gezielt von russischen Unternehmen abgeworben, man scheint hier besser zu verdienen als in Serbien, zudem gibt es Arbeit. Auch sein Kollege hier kommt aus Serbien. Slatko ist hier Oberaufseher für die Erstellung der Baustellenpisten, d.h. der Zufahrtswege für das Aufstellen der Stromleitungsmasten. Die Firma arbeitet auch im Winter, von Andrej hatte ich erfahren, dass er letzten Winter bei Ust-Nera gearbeitet hat, also eher in der kalten Ecke Jakutiens.
Meinen Bauwagen habe ich danach für mich alleine und verbringe darin eine sehr erholsame Nacht.
Surreale 6 km Asphalt
So lässt es sich in den Abend radeln
Schöne Stimmung
und noch einmal eine Staubdusche
Zwei Serben in Jakutien

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