Sonntag, 26. August 2012

Gestoppt von Regen


Nachdem ich gestern einen ruhigen Abend hatte komme ich schon um 6 Uhr aus den Federn und fahre um 7 Uhr los. Mein Müsli ist Kascha, echtes Müsli habe ich seit Khandagy nicht mehr gefunden. Eigentlich muss man die Kascha kochen, aber das Einlegen über Nacht hat gereicht, dass es nicht mehr so bissfest ist. Als ich wieder auf die Hauptstrasse fahre, treffe ich gerade auf den Jäger von gestern abend. Die Sonne schaut schon raus und ich denke mir noch, was für ein genialer Tag. Das ändert sich leider eine Stunde später, als das Wetter sich eintrübt und ich befürchte es könne regnen. Da ich aber stark auf die Prognose aus Mjaundscha vertraue verwerfe ich den Gedanken und rechne doch nicht mit Regen. Hinter Jakutsk war es zunächst auch eher trüb und hat doch erst am Aldan geregnet. Allerdings ist der Wind heute auch gegen mich und wirbelt sogar Staub auf, insgesamt war ich aber mit ihm zufrieden auf dem Weg von Jakutsk hierher, deutlich besser als auf dem Lena-Highway und erst noch als auf der BAM. Verkehr kommt erst spät vorbei, so früh sind die Leute doch nicht auf und heute ist Sonntag. Ich passiere noch die alte nicht mehr besetzte Strassenmeisterei, es steht dennoch ein Auto daneben. Die Passstrasse führt mal wieder flach ein Tal hinter, steilt vor dem Pass aber nochmal ziemlich auf.
Morgenstimmung bei Ust-Omtschug
Ruinen am Wegesrand
Hier hat es bei einem Unfall viele Opfer gegeben
 
Noch sieht das Wetter gut aus
hier schon weniger
Bewölkung zieht auf, die noch nicht bedrohlich aussieht
noch im flacheren Teil der Passstrasse
Wieder sehr kahle Berge, Frostschuttlandschaft
ehemalige Strassenmeisterei
Der Gegenwind ist hier mühsam
In der Früh war fast kein Verkehr, es ist Sonntag
Im finalen Anstieg
faszinierende Mondlandschaft
Es ist recht kühl
Der Himmel verheisst nichts Gutes
Tolle Hochfläche
Gerade als ich am Pass bin, fängt es an zu tröpfeln. Das entlockt mir einen ziemlichen Fluch, es kann doch nicht jetzt schon regnen, ich bin doch erst 60 Kilometer gefahren und der nächste Ort ist noch 50 Kilometer weg, ich weiss noch nicht einmal ob er bewohnt ist. Immerhin geht die Abfahrt nun los und der drohende Regen mobilisiert nochmal alle Kräfte, ungebremst und im untersten Gang trete ich die Flucht nach vorne an. So kann ich eine Weile dem Regen entkommen und fahre bei nur leichter Tröpfelei. Irgendwann muss ich aber doch meine Regensachen auspacken und die nun verbleibenden 30 Kilometer zum nächsten Ort (Madaun) fahren. Es wird also leider wieder nasskalt, ein kleiner Pass ist davor noch zu überwinden. Erst 6 Kilometer vor dem Ort treffe ich mal auf einen möglichen Unterschlupf. An einer Baustelle vergewissere ich mich, dass der Ort existiert, es soll sogar Läden haben. Es geht nun über eine lange Brücke, hier muss der Unterbruch gewesen sein, von dem in den Nachrichten die Rede gewesen war. Die letzten Kilometer ziehen sich mal wieder und im Ort muss ich erst noch nach einem warmen Platz fragen. Es hat sogar eine Stalovaya. Die ist zwar sauteuer, aber ein bisschen Frustessen darf sein. Sogar Blintschiki (Pfannkuchen) hat es auf dem Speiseplan. Ein Radiator hält warm und ich platziere meine nassen Sachen so, dass er sie anbläst. Nachdem es ganz danach aussieht, dass der für morgen angesagte Dauerregen schon jetzt begonnen hat, muss ich hier wohl noch einen Übernachtungsplatz finden. Die Café-Betreiberin bietet mir an, dass ich hier übernachten könne, sie müsste mich aber einsperren. In der Zwischenzeit trifft der Bus ein, den ich kurz nach Ust-Omchuk getroffen hatte. Das Café füllt sich im Nuh und die Cafébetreiberin hat alle Hände voll zu tun, leider hatte sie gerade erst ihre Gehilfin raus geschickt. Als der Bus weg ist und es mal den Anschein macht, dass der Regen nachlässt, will ich mich wieder aufmachen, es ist kurz nach 4. Doch nachdem alles gepackt ist, regnet es wieder stark. Die Dame vom Café hatte mir zwar gesagt, dass es erst morgen silny doschd (starken Regen) haben würde, als sie aber bei ihrem Sohn noch einmal nachfragt, heisst es plötzlich, der starke Regen sei schon heute, morgen ist er vielleicht schwächer.
In der Stalovaja soll ich wohl doch nicht übernachten, mir wird gesagt es gäbe da noch ein anderes warmes Plätzchen und prompt werde ich dorthin geführt. Bevor ich verstanden habe, wohin genau es geht sind wir schon da. In einem Gartenhaus steht seine Dame (Swetlana), die mich versorgen soll, es wird etwas von Banja gefaselt. Diese Russen, wollen einen immer gleich in die Banja stecken. Aber selbst ohne Schwitzerei lande ich tatsächlich in der Banja. Es geht in ein kleines zweistöckiges Holzhaus, wo ich im ersten Stock schlafen kann. Im Erdgeschoss ist die Banja untergebracht, die gerade schon ausgiebig genutzt wird. Damit ist es auch oben mollig warm und ich muss sogar öfter mal lüften. Schnell wird noch ein Bett gemacht und wir setzen uns zu einem Tee hin und auch ein obligatorischer Wodka darf nicht fehlen. Tolja, Swetlanas Mann und Sergej (Serjoscha) ihr Sohn sitzen auch dabei. Dann kann ich am Nachmittag ein bisschen schlafen, irgendwie schafft mich die Kühle doch. Derweil sind die Damen unten in der Banja. Später wird dann noch gross aufgetischt, Tolja bereitet Fisch in Ei vor und serviert auch noch Ikra (Fischeier), die Leute sind echt der Wahnsinn hier, was Gastfreundschaft anbelangt. Tolja ist der Chef der Strassenarbeiter hier auf der Tenkinskaya Trasse und kennt sich daher sehr gut aus. Auch sonst sind sie wohl gerne hier in der Gegend beim Angeln und Jagen und können sich keinen schöneren Ort vorstellen als hier in der Natur. Selbstverständlich sind sie aber auch oft in Magadan, Serjoscha studiert dort gerade und seine Schwester wohnt dort.
Nach den Damen gehen die Herren in die Banja, ich wasche mich nur kurz und falle dann wieder ins Bett.
Noch auf der Hochfläche des Passes, eigentlich ein Doppelpass mit Flachstück dazwischen
zweiter Teil des Doppelpasses
Abfahrt auf der Flucht vor Regen
Leider keine Zeit mehr zum Landschaft geniessen
Foto muss dann eingepackt werden, es regnet zu sehr
Meine Gastgeber: Swetlana und Serjoscha
In der Banja, so nah bin ich keinem mehr gekommen
Tolar im Garten
Als ich da war sind extra Leute vorbegefahren, nur um den Garten zu bewundern
 

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